Tag 1 – Freitag

Heimstetten bzw. Gauting/Lohhof –– Hausham – Schliersee – Bayrischzell – Oberaudorf - Walchsee – Kössen – Waidring – Lofer - Saalfelden am Steinernen Meer – Dienten – Bischofshofen – Radstadt – Obertauern – Mauterndorf – Greifenburg – Hermagor – Rattendorf – Kreuth ob Rattendorf

Das erste Mal in dieser Tourenserie treffen wir uns nicht in Gauting, sondern in Hausham. Damit spare ich mir als Nicht-Gautinger schon mal etwa 60km öde Autobahn- oder Stadt-München Stöpselei. Schon bei der Abfahrt in Heimstetten tröpfelt es leicht, obwohl die Vorhersagen für heute eigentlich ganz gut waren. Aber die positiven Erfahrungswerte mit den Klamotten bei Regen lässt uns beruhigt starten.

Auf den ersten Kilometern wundere ich mich bereits über die Streckenvorgaben aus dem neuen Garmin. Das Gerät möchte am liebsten jeden Feldweg nehmen?! Wie jetzt – das hatte ich doch während der Planung anders in Erinnerung?! Auch die vorgesehene Ankunftszeit am vereinbarten Treffpunkt überziehen wir um etwa eine halbe Stunde! Na Prima! In Gedanken gehe ich die möglichen Fehlerquellen durch, habe aber erstmal keine Idee dazu. Also hake ich das Thema erst mal ab, zumal auch die Ankunftszeit Minute um Minute nach vorne wandert und die nassen Straßen meine gesamte Aufmerksamkeit erfordern. So wird aus der ½-stündigen Verspätung am Ende nur noch eine 20-minütige und als wir ankommen, trifft zeitgleich – also genau so verspätet - der Rest der Truppe ein. Passt ja perfekt!

Der Weg führt uns jetzt weiter aus der ehemaligen Bergwerksstadt (hier wurde bis 1966 Pechkohle abgebaut) am Schliersee vorbei in Richtung des malerischen Bayrischzell. Dann über den „Tatzelwurm“. Trotz durchgängiger Geschwindigkeitsbegrenzung ist das eine schöne Strecke und ein toller Einstieg in die folgenden Berg- und Passetappen. Lt. Wikipedia ist ein Tatzelwurm (oder auch Tatzlwurm) ein alpenländisches Fabeltier, ein kleiner Verwandter von Drache und Lindwurm. Trotz dieses Hintergrundes, der den Tatzlwurm in das Reich der Legenden steckt, gibt es viele Augenzeugenberichte aus jüngerer Vergangenheit, die das Wesen gesichtet haben wollen. Zuletzt im Jahre 1984 (!) bei Aosta.

Die einzigen Würmer, die auf dieser Strecke regelmäßig sichtbar sind, werden aus unzähligen Fahrzeugen gebildet.
Über den Pass kommen wir nach Oberaudorf und halten uns dort in Richtung Kössen und Walchsee. Das Wetter wechselt zwischen schlecht und ganz schlecht und auch die Temperaturen sind alles andere als gemütlich. Dazu kommt, dass trotz des Freitags scheinbar viele Touris unterwegs sind, die mit den Kurven, Steigungen und Gefällen Ihre liebe Not haben. Eine fast durchgängige Geschwindigkeitsbegrenzung auf 60km/h tut ein Übriges.

Aber was soll‘s: ändern können wir das sowieso nicht, Kolonnenspringen ist auch nicht unbedingt unser Ding (bringt in der Gruppe sowieso wenig) und so reihen wir uns – wenn auch murrend – in die Blechschlange ein.

Die weitere Strecke über Lofer, Saalfelden und Bischofshofen ist unspektakulär, wenn auch landschaftlich ganz reizvoll. Das schlechte Wetter und die niedrigen Temperaturen (ist wirklich Juli?) macht das Ganze auch nicht besser. Langsam klopft auch schon der kleine Hunger an. In Hüttau finden wir einen kleinen Gasthof, wo wir unseren Hunger und Durst stillen können. Ganz nebenbei werden wir auch über die sprachlichen regionalen Unterschiede bei der Speisenbenennung aufgeklärt: österr. Essigwurst = bayr. Wurstsalat und österr. Wurstsalat = bayr. Fleischsalat! Zudem hat es hier noch eine hauseigene Quelle, deren vorzügliches Wasser wir zum Kaffee serviert bekommen.

Weiter geht es zum Tauernpass, das erste echte alpine Straßenhighlight des Tages. Immer wieder interessant, was auf solchen Strecken alles unterwegs ist. Bei der Auffahrt überholen wir einen Sattelschlepper, der in Schrittgeschwindigkeit die Steigung bewältigt. Scheint ziemlich vollgeladen zu sein! Na dann: viel Spaß bei der Abfahrt. Wenige Kilometer weiter steigt uns der unangenehme Geruch heißer Bremsen in die Nasen. Ein PKW mit ungarischem Kennzeichen scheint bei den Bremsmanövern deutlich über die Grenzen zu gehen. Zum Glück ist gerade kaum Gegenverkehr und wir können schnell überholen.

Nach wenigen Kilometern überfahren wir am Katschberg die Grenze nach Kärnten, unserem diesjährigem Tourenausgangsgebiet. Kärnten liegt in der gemäßigten Klimazone Europas, dessen Einfluss aber – lt. Wikipedia – meistens überschätzt wird! Genau das stellen wir heute auch fest, denn andauernder Regen ist weiterhin unser Begleiter.
Kärnten ist das südlichste Bundesland Österreichs mit der Landeshauptstadt Klagenfurt (am Wörthersee) und grenzt an Tirol, Salzburg, die Steiermark sowie an Italien und Slowenien im Süden. Nach Tirol und Salzburg ist Kärnten das wichtigste Tourismus-Bundesland in Österreich, wobei es sich hierbei weitgehend um einsaisonalen Tourismus handelt, denn der Winteranteil beträgt nur etwa 28% (ggü. 49% im österreichischen Durchschnitt). Für unseren Geschmack sind jedenfalls mehr als genug Touristen auf den Straßen unterwegs.

Auch auf den folgenden Streckenabschnitten arbeitet das Navi nicht so, wie ich es mir vorstelle: zwischendurch verlassen wir immer wieder die Hauptstrecke, um auf kleinen Nebenwegen zu fahren. Bereits in Saalfelden und Bischofshofen wurden wir mitten durch den Ortskern gelotst! Was läuft hier nur falsch? Aber vielleicht ist das ja gar nicht so negativ, wie es sich anfühlt, denn die letzten Kilometer bis zu unserer Unterkunft sind ansonsten eher unspektakulär bis langweilig und der Regen ist weiterhin unser treuer Begleiter.

Gegen 17:30 kommen wir in unserem Hotel an und nachdem wir die Mopeds abgestellt haben, warten schon die ersten Biere auf uns. Danach beziehen wir unsere Zimmer und genießen das reichhaltige Abendessen mit lokalen Spezialitäten.

Tag 2 - Samstag:

Kreuth ob Rattendorf – Jenig – Hermagor – Eggeralmstrasse – Arnoldstein – Wurzenpass – Kranjska Gora – Vrsic-Pass – Trenta – Kal-Koritnica – Mangart – Predil-Pass – Predil-See – Sella Nevea – Chiusaforte – Carnia – Chiusaforte – Nassfeld – Kreuth ob Rattendorf

Nach einem ausgiebigen Frühstück starten wir zur Etappe des 2. Tages. Das Wetter ist uns heute deutlich gewogener, strahlender Sonnenschein begrüßt uns bereits zum Start. Leider ist einer der ersten Streckenabschnitte schon ein Reinfall. Die in der Karte zwar als schmale, aber durchaus befahrbarer Bergstraße erkennbare Route endet nach wenigen Kilometern vor einer Schranke. Auf dem Weg dorthin hat schon ein nicht-gebirgskompatibler Autofahrer unser Nervenkostüm strapaziert. Nicht nur, dass er deutlich unter der eigentlich möglichen Geschwindigkeit unterwegs war. Er bewies uns auch noch, dass man auch mit einem Kleinwagen die gesamte Fahrbahnbreite ausnutzen kann, wenn man nur weit genug links fährt. So war an Überholen gar nicht zu denken.

Wir drehen nach einer kurzen Pause (wenn schon umsonst gefahren, dann wenigstens die Natur genießen!) an der Schranke um und fahren den gleichen Weg wieder zurück. Unten angekommen legen wir erst mal einen Tankstopp ein und stärken uns mit mitgebrachten Salamibrezeln und Schüttelbrot. Danach geht es weiter auf dem Hauptweg zum Wurzenpass. Erfreulicherweise ist hier kaum Verkehr und im Handumdrehen befinden wir uns in Slowenien. Als nächste Teiletappe steht der Vrsic – Pass auf dem Plan.

Dies ist der höchste Gebirgspass Sloweniens, die 50 Haarnadelkurven auf der Nordrampe bestehen teilweise noch aus Kopfsteinpflaster. Wie viele andere Pässe auch, wurde der Vrsic-Pass in den Jahren 1914-1916 als Militärstraße für Österreich-Ungarn als Zufahrt zum Isonzo-Tal gebaut, hauptsächlich von russischen Kriegsgefangenen. Die schweren Arbeitsbedingungen forderten viele Todesopfer, über 400 kamen allein bei einem Lawinenunglück ums Leben.

Fahrerisch wäre diese Passstrasse, die bis auf 1611m hinaufführt, ein Traum. Zumindest für meinen Geschmack. Tolle Streckenführung, spektakuläre Landschaft, einfach WOW! Leider hatten viele, viele andere Verkehrsteilnehmer die gleiche Idee wie wir. Radfahrer, Familienkutschen, Lieferwagen, Wohnmobile und auch Linienbusse. Dazu kommen ein paar mit Ampeln geregelte Baustellen. Das zehrt an den Nerven! Ab der Passhöhe wird es etwas leichter und ich kann es sogar bis ins Tal einigermaßen flott laufen lassen. An meinem Nummernschild klebt ein einheimischer Biker von der Organspender-Fraktion, der mit Sozia bestückt einen recht flotten Reifen fährt. Am Ende der Passstrasse ist es für mich genug und ich lasse ihn vorbei. Muss ja sowieso auf den Rest der Truppe warten, der es beim Überholen nicht so gut erwischt hat wie ich.

In der Wartezeit löse ich dann auch endlich das Navi-Geheimnis: vor dem Start der Reise habe ich das Navigationprofil für Motorräder aktiviert (viele Kurven, viele Berge und keine Autobahnen). Die erwies sich für unsere Zwecke – wie oben beschrieben – als weitgehend ungeeignet. Erst recht, wenn man wie ich die Tour im Vorfeld akribisch am PC plant mit entsprechend vielen Routenwegpunkten ausstattet. Die Abhilfe ist schnell gefunden. Das Profil und schon arbeitet das Navi so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Wobei ich demnächst natürlich auch unbedingt die andere Option testen will…

Da es jetzt auch wieder zu regnen begonnen hat, ändern wir den Tourenverlauf und lassen die geplante Mangart-Befahrung ausfallen. Bei schlechtem Wetter und ohne Sicht kennen wir ihn ja schon. Außerdem sparen wir uns dadurch 5 € Maut, die wir abends im Hotel besser anlegen können.

Also fahren wir weiter Richtung Italien und suchen auch gleich nach einer adäquaten Möglichkeit, unseren mittlerweile sehr dominanten Hunger zu stillen. Die Strecke über den Neveasattel nach Chiusaforte macht trotz auffälliger Geräusche aus dem Magen riesig Spaß und schließlich finden wir in der Nähe von Tolmezzo ein kleines Ristorante, wo wir uns San Daniele Schinken, Salami, Käse, Tomaten und Mozzarella gönnen.

Da es mittlerweile schon relativ spät geworden ist kürzen wir die Runde nochmals drastisch und nehmen ab hier den kürzesten Weg über den Nassfeldpass, wo sich auf der österreichischen Seite in einem sogenannten Schneeloch (bedingt durch ein Mikroklima, dass durch häufige Adriatiefs die Schneesicherheit fördert) das größte Skigebiet Kärntens befindet.
Auch diese Strecke ist ein Traum, vor allem auf der intakteren und besser ausgebauten österreichischen Seite. Da hier kaum störender Verkehr anzutreffen ist, können wir es wieder laufen lassen und sind im Nu zurück im Gailtal.

Die wenigen Restkilometer zu unserem Hotel reiten wir auf einer Backe ab. Als wir dort ankommen gibt es das obligatorische Ankunfts-Bier, danach bleibt gerade noch Zeit zum Frischmachen und Umziehen. Ganz Mutige schaffen sogar noch einen (zaghaften) Sprung in den Badeweiher des Hotels. Auch an diesem Abend lassen wir uns das üppige Abendessen schmecken, während der Tag revuepassiert.

Tag 3 - Sonntag:

Kreuth ob Rattendorf – Hermagor – St. Lorenzen im Gitschtal – Waisach – Greifenburg – Klebach – Lurnfeld – Spittal an der Drau – Gmund in Kärnten – Kölnbreinspeicher – Eisentratten – Kremsbrücke – Innerkrems – Nockbergstraße – Reichenau – Patergassen – Radentheim – Döbriach – Feistritz an der Drau –Kreuzen – St. Stefan im Gailtal - Rattendorf - Kreuth ob Rattendorf

Auch unseren dritten Tag starten wir ausgeruht und satt. Es ist schon interessant, wie man trotz üppigen Abendessen bereits am frühen Morgen wieder deutlichen Hunger verspüren kann. Aber dafür hat das Hotel ja bereits vorgesorgt.
Zunächst halten wir uns östlich und fahren bis Hermagor. Dort biegen wir ins Gitschtal ab, wo wir uns zunächst eine Tankstelle suchen. Benzin und Wasservorräte müssen dringendst aufgefüllt werden.

Danach geht es weiter auf einer wunderbar kurvigen Landstraße bis Greifenburg. Dort halten wir uns rechts in Richtung Spittal an der Drau. Dieser Streckenabschnitt ist eher langweilig, lässt aber gottlob laufend das Überholen der doch etwas langsameren Wohnmobile und Caravans zu. Das Einzige, was hier von der öden Streckenführung ablenkt, ist die wunderbare Landschaft. Strahlender Sonnenschein und sehr angenehme Temperaturen runden das Gefühl ab.

Kurz vor Spittal an der Drau passiert es dann: den Blick mehr nach hinten konzentriert, darauf achtend, dass die Gruppe zusammen bleibt, wundere ich mich plötzlich über den großzügigen Ausbau der vor mir liegenden „Bundesstraße“. Sekunden später erscheint im Navi schon die Meldung, dass ein Befahren des folgenden Streckenabschnitts ohne Vignette nicht möglich sei. Mist! Da habe ich doch tatsächlich die Autobahn erwischt! Das Navi zeigt nun an, dass die erste Ausfahrt erst nach ca. 4km kommt. 4 lange Kilometer in der Hoffnung, dass wir nicht kontrolliert werden.

Als bereits vor der angezeigten Strecke eine „Ausfahrt“ kommt, biegen wir dankbar ab. Nochmal Mist! Keine Ausfahrt, sondern der „Knoten Spittal“. Auf dieser Strecke können wir frühestens nach 6km abfahren. Aber was soll‘s – wir müssen uns in unser Schicksal ergeben. In Gedanken rechne ich schon die Strafgebühr auf uns 5 hoch und – was vielleicht noch schlimmer ist – male mir aus, wie die Reaktionen meiner Mitfahrer sein werden. Doch endlich kommt die erste Ausfahrt und wir können die Autobahn verlassen, ohne dass wir kontrolliert wurden. Puhhh!

Durch diesen Sondertrip müssen wir wieder ein Stück zurückfahren, um die geplante Strecke fortzusetzen. An der ersten Ampel ernte ich nur süffisante Blicke meiner Reisegefährten. Schnell sind wir wieder auf der Route in Richtung Maltatal. In Gmünd biegen wir links in das besagte Tal ein. Vor uns liegt ein landschaftlich ganz wunderbares Gebiet. Lediglich starker, böiger Wind schmälert den Fahrspaß ein wenig, aber die umstehenden Bäume zeigen durch ihren Wuchs, dass hier wohl ständig eine steife Brise weht.

Auffällig auf dieser Strecke ist die ständige Geschwindigkeitsbegrenzung auf 60 km/h. Der Streckenverlauf und der –ausbau ließen sicherlich etwas mehr zu. Aber ich sehe das positiv: so bleibt mehr Zeit im die teilweise traumhaften Kulissen in sich aufzusaugen. Zum Beispiel der Fallbach-Wasserfall stürzt sich imposant und von der Straße aus gut zu sehen in die Tiefe. Beeindruckt von dieser Kulisse und parallel dazu auf meine Verfolger achtend, merke ich gar nicht, wie meine Geschwindigkeit etwas zunimmt.

Schon stehen Sie da: in einem schattigen Straßenabschnitt und aus der Sonne kommend kaum zu sehen stehen 2 Polizisten. Einer von Ihnen ist mit einer Radarpistole bewaffnet, der andere winkt mich schon heraus. Ergebnis: 12 km/h zu schnell – das macht 35 Euronen. Nachdem die „Organstrafverfügung“ (so nennt man das hier) ausgestellt ist und ich meinen Obolus bezahlt habe, klärt mich der Ordnungshüter über den Grund der Kontrolle an dieser Stelle auf. Auf dieser Strecke passieren laufend Unfälle, erst kürzlich gab es leider auch einen Toten zu beklagen.

Mit diesen Gedanken setze ich meinen Weg fort (natürlich behalte ich die Tachonadel jetzt ganz besonders im Blick) und treffe nach kurzer Strecke wieder auf den Rest der Truppe. Natürlich muss ich ausführlich berichten. Glück für die Anderen: Bei der Messung mit der Radarpistole hat nur der erste Fahrer der Kolonne die Arschkarte gezogen. Wir nutzen die Zeit gleich für eine Pinkel- und Zigarettenpause und machen uns dann auf den Weg weiter hinein in Maltatal.

Kurz darauf kommen wir an die Mautstelle (10,50 € / Motorrad) und zum Glück sind kaum Fahrzeuge vor uns. Der Einfachheit halbe zahle ich wieder für die ganze Gruppe. Nach wenigen Kilometern ist der Verkehr durch eine Ampel geregelt, da hier anscheinend die Trasse nur einspurig ausgebaut ist. Ein Hinweisschild („…mit maximal 20 min Wartezeit ist zu rechnen..:“) und ein Countdown informieren über die Wartezeit. Uns trifft es mit 18 Minuten – prima, das war ja beinahe der Jackpot. Kurz vor Ende der Zeit mogeln wir uns noch nach vorne durch und können die nachfolgende Strecke ohne Vorausfahrer genießen.

Wir folgen der gut ausgebaute Trasse (in deren Verlauf noch eine weitere Ampel installiert ist) bis zum Ende an der Kölnbreinsperre. Dieser See ist zwar das Kernstück der Maltakraftwerke und der größte Speicher Österreichs, jedoch reicht der natürliche Zufluss aus dem Einzugsgebiet gar nicht aus, um den See zu füllen. Daher gibt es noch den Vorspeicher Galgenbichl, in dem mehrere Bäche gestaut werden, um von dort Wasser in den Hauptspeicher Kölnbrein zu pumpen. Klingt aufwändig, die energiewirtschaftliche Bedeutung rechtfertigt diesen Aufwand allemal.

Am See angekommen erwartet uns Jahrmarkt-Feeling: gefühlt hunderte von PKWs, etliche Bussen und auch jede Menge Biker befüllen die Parkplätze. Diese Location lockt – neben dem Anfahrtsweg - mit touristischen Attraktionen wie z.B. Bungee-Jumping, aber auch mit vielen Wanderungen und Bergtouren. Den See selbst nutzen beispielweise Ruderer (darunter auch der „Deutschland-Achter“, das Falggschiff des deutschen Ruderverbandes) zum Höhentraining.

Für uns ist der Rummel Grund genug, wieder schnellst möglich die Rückfahrt anzutreten und nochmal die landschaftlich reizvolle Kulisse auf uns wirken zu lassen. Das Maltatal wird auch „Tal der stürzende Wasser“ genannt und tatsächlich begleiten uns zahlreiche Wasserfälle in den verschiedensten Größen. Es sei noch kurz erwähnt, dass viele der Wasserstürze in der Nacht versiegen, da dann das Wasser in die Speicherseen umgeleitet wird.

Trotz der landschaftlichen Genüsse melden sich pünktlich unsere Mägen. Auf dem Rückweg aus dem Maltatal steuern wir ein Gasthaus an, wo wir – auf der urigen Terrasse sitzend - mit regionalen kulinarischen Kleinodien verwöhnt werden. Beim Mittagessen zeigt sich mal wieder der Geist unseres Teams: unaufgefordert und nach kurzer, erfolgloser Gegenwehr meinerseits wird mein Strafticket vom Vormittag durch alle geteilt. So werden aus 35 € nur noch 7 € pro Nase – deutlich leichter zu verschmerzen. DANKE JUNGS! Dafür gibt’s heute Abend eine Runde…

Außerdem ist unbedingt erwähnenswert: es ist der 3. Tourtag und wir sitzen pünktlich zur Mittagszeit beim Essen! Das ist – angeblich?! - gar nicht so selbstverständlich, wird doch gemunkelt, dass es MÖGLICHERWEISE und HÖCHSTENS VIELLEICHT EIN MAL passiert ist, dass an einem 3. Tourtag (das muss aber auch schon Generationen zurück liegen!) kein Boxenstopp in einem Gasthaus eingelegt wurde. Ich selbst kann mich da gar nicht so genau erinnern, kann mir das aber kaum vorstellen. Einzig möglich Erklärung dafür könnte sein, dass der eigentlich vorgesehene Catering-Service versagt hat. Aber wie gesagt: man weiß es nicht, oder – wie der Bayer sagt: „Nix G’wiss‘ woaß ma ned!“

Auch an diesem Tag beschließen wir in Anbetracht der vorgerückten Stunde, die geplante Tour ein wenig zu Kürzen. Das nächste Highlight, die Nockalmstraße, wollen wir aber keinesfalls weglassen. Die Strecke wurde erst 1981 für den Verkehr freigegeben. Sie zeichnet besonders aus, dass sie auf sehr schonende Art und Weise durch die auf Grund ihrer sanften Kuppen so genannten Nockberge gebaut wurde. Schon nach kurzer Zeit stehen wir am Mauthäuschen und nachdem ich die Gebühr für alle berappt habe (11€ pro Motorrad) geht es weiter. Zum Glück herrscht wenig Verkehr und der Genuss auf der gut ausgebauten, kurvenreichen Strecke ist uneingeschränkt.

Die Strecke ist immerhin 35 km lang, da ist die Mautgebühr gut investiert und im Verhältnis zur Fahrzeit/-strecke auch einigermaßen fair. Zwischendrin gehen mal 2 unserer Mitfahrer auf Grund eines unaufschiebbaren menschlichen Bedürfnisses verloren, kurze Zeit später ist die Gruppe aber wieder vollständig. Die Mautstrecke endet kurz vor Reichenau und ist sowohl landschaftlich als auch fahrerisch auf jeden Fall zu empfehlen. Eine Besonderheit der Nockalmstraße sind die so genannten „Blumenreidn“: in der Kärntner Mundart werden scharfe Kehren als „Reidn“ bezeichnet. Auf dieser Strecke tragen sie seit 2006 die Namen heimischer Blumen im Kärntner Dialekt.

Nachdem wird diesen Abschnitt hinter uns gebracht haben, fahren wir über Patergassen und Radentheim zum Millstätter See. Hier merken wir, dass Sonntag ist und sommerliche Temperaturen herrschen. Was für ein Betrieb rund um den See! Teilweise kommen wir nicht mal in Schrittgeschwindigkeit voran und so wird unser Plan, schnellstens das Weite zu suchen, deutlich erschwert.

Wir kurz vorher abgesprochen, brechen wir die vorgesehen Routenführung ab und suchen den schnellsten und direktesten Weg zurück zum Hotel. Aber auch diese Strecke ist landschaftlich ganz reizvoll und das spätnachmittägliche, sehr weiche Licht rundet das idyllische Bild noch weiter ab. Noch schnell einen Tankstopp eingelegt – dann verlieren wir zur morgigen Heimfahrt weniger Zeit.

Gegen 17 Uhr kommen wir im Hotel an, genießen das allabendliche Willkommensbier und die Sonne auf der Hotelterrasse, ehe wir uns kultivieren und den Herausforderungen des Abends stellen. Hauptthemen dieses Abends sind natürlich der Ausflug auf die Autobahn und die unheimliche Begegnung mit der österreichischen Ordnungsmacht.

Tag 4 - Montag:

Kreuth ob Rattendorf – Jenig – Waldegg – Kötschach-Mauthen – Oberdrauburg – Lienz – Matrei in Osttirol – Felbertauerntunnel – Mittersill – Gerlosspass – Zillertal – Achensee – Achenpass – Tegernsee – Holzkirchen - Heimstetten bzw. Gauting/Lohhof

Kaum in Kärnten angekommen und ein paar wenige Kilometer heruntergeradelt, geht es auch schon wieder nach Hause. Schade – wie immer erscheinen die 4 Tage Miniurlaub viel zu kurz.

Wir genießen ein letztes Mal das reichhaltige Frühstücksbuffet, beladen unsere Mopeds, bezahlen und verabschieden uns herzlich. Wieder mal hatten wir mit der Unterkunft richtiges Glück: gastfreundlich, aufmerksam und gesellig. Ein Wirt der alten Schule, der allabendlich seine Runden an jeden besetzen Tisch macht, wenn er nicht sowieso schon beim Servieren vorbeigeschaut hat. Wenn uns unser Weg wieder mal nach Kärnten führt, werden wir sicherlich wieder vorbeischauen.

Auch den Weg ins Tal nach Jenig nehmen wir nun ein letztes Mal unter die Räder, halten uns dieses Mal aber in westlicher Richtung und biegen nach wenigen Kilometern in Kötschach-Mauthen nach Norden ab. Wir haben uns bei der Wahl der Rückreiseroute für die schnellere und billigere Alternative durch den Felbertauerntunnel entschieden. Der Weg dorthin ist relativ unspektakulär, wenn auch landschaftlich ganz reizvoll.

In Lienz werden unsere Nerven allerdings gehörig strapaziert, als wir uns im Stop-and-Go durch den Ort quälen. Wieder mal ein Beweis, dass der Einsatz von Kreisverkehren nicht in jedem Fall verkehrsberuhigend wirken muss. Irgendwann spuckt uns aber das Verkehrschaos wieder aus und wir setzen den Weg in Richtung Matrei in Osttirol fort. Ab dort ist der Weg zum Felbertauerntunnel super ausgebaut – soweit ich weiß ist das das Ergebnis einer Trassenerneuerung, die auf Grund eines Felssturzes im Jahr 2013 nötig wurde. Respekt, das ist auf jeden Fall mal eine Verbesserung!

Am Tunnel zahle ich wieder für alle (10 € pro Motorrad) und tauche in den Berg ein. Im Tunnel ist die Geschwindigkeit auf der gesamten Länge auf 80 km/h begrenzt. Das wäre ja grundsätzlich auch kein Problem und auch durchaus ausreichend, gäbe es nicht auch hier ein paar wenige Bremser, Sicherheitsfanatiker, Kurzsichtige oder wie man Sie auch immer nennen will, die für sich entschieden haben, das 80 km/h eindeutig zu schnell ist. So schneckeln sie mit 60 Sachen durch die Röhre nach dem Motto: „Liebling, fahr etwas langsamer, Ich glaube hinter uns ist ein Stau!“.

Zum Glück ist irgendwann der Tunnel zu Ende und die breit ausgebaute Zubringerstrasse bietet wieder genügend Gelegenheiten zum Überholen. Augenblicke später sind wir in Mittersill und biegen dort – entgegen der ursprünglichen Planung – Richtung Gerlosspass ab.

Der nun folgende Weg führt uns durch meine „Beinahe-zweite-Heimat“, den Pinzgau zwischen Mittersill und Krimml. Jahre über Jahre und bereits in meiner Kindheit verbrachten wir hier immer wieder Wochen zum Wandern, Mountainbiken, Schifahren oder einfach nur Relaxen. Meine Gedanken schweifen ab in unzählige Erinnerungen und ehe ich mich versehe, sind wir in Wald im Pinzgau am Abzweig zur alten Gerlossstrasse.

Schnell gewinnen wir an Höhenmetern, nehmen noch den traumhaften Blick zu den Krimmler Wasserfällen mit (sicherlich ist der von hier nicht so spektakulär wie von der neuen Straße aus, aber dafür ist er auch kostenlos) und fliegen weiter durch die tlw. sehr engen Kurven bis zur Einmündung auf die neue Route. Der alte Straßenverlauf ist insoweit mit Vorsicht zu genießen, als hier nicht nur die Fahrer unterwegs sind, die diese Strecke wegen Ihres Verlaufs lieben, sondern auch solche, die sich einfach nur die Maut sparen wollen, aber fahrerisch total überfordert sind. Die drückt sich vor allem in schreckerfüllten Gesichtern aus, wenn Ihnen plötzlich ein anderes Fahrzeug entgegen kommt.

Oben nutzen wir die Zeit noch für eine kurze Pause für die üblichen, durch körperliche Bedürfnisse erforderlichen Aktivitäten und setzen dann den Weg fort in Richtung Zillertal. Bis auf wenige uns begegnende, teilweise ans Kriminelle grenzende andere Verkehrsteilnehmer, bewältigen wir den Rest der Strecke flott und ohne Zwischenfälle. Negativ fallen leider die etwas unglücklich in Kurven und Kehren platzierten Kanaldeckel auf. Hier hat anscheinend niemand an Biker gedacht. Aber da Wetter und Straße trocken sind droht von dieser Seite keine Gefahr.

Am Ende des Passes im Zillertal warte ich kurz auf meine Mitfahrer und wir setzen den Weg nach Norden fort. Einigermaßen schnell bringen wir die Zillertalstraße hinter uns – das habe ich schon deutlich schlimmer erlebt. Aber heute ist Montag und wir müssen uns nicht mit Urlaubsan- und abreiseverkehr herumschlagen. In Jenbach tanken wir unsere Schnauferl noch mal mit dem etwas günstigeren Ösi-Sprit voll und nehmen den Achenpass unter die Räder.

Hier besuchen wir – einem heißen Tipp folgend – ein Wirtshaus zu unserer letzten gemeinsamen Rast. Das tellergroße Gordon Bleu strapaziert hinterher schon arg die Nähte meines Moped-Anzugs und meinen Mitfahrern geht es kaum besser. Aber was hilft‘s? Disziplin, Disziplin, Disziplin ist die Devise!

Da sich die Truppe am Achenpass trennen wird, verabschieden wir uns bereits hier. Der Gautinger Teil zweigt an der Passhöhe nach Bad Tölz ab, der Rest nimmt die direkte Route über Tegernsee und Holzkirchen.

Alles in allem waren es wieder traumhafte (leider nur) 4 gemeinsame Tage mit vielen landschaftlichen, kulinarischen und fahrerischen Genüssen. Im Vergleich zu den Vorjahren schlugen heuer die Mautkosten mehr zu Buche, eine Investition, die sich aber angesichts der gefahrenen Strecken auf jeden Fall lohnt. Das allerwichtigste ist aber, dass wir alle auch in diesem Jahr Heil und wohlbehalten wieder zu Hause angekommen sind. Nebenbei bemerkt, konnten wir teilweise schon die ersten Planungsschritte für das nächste Jahr machen.

(Quellenangabe: Wikipedia9